Diversity am Bau: Frauen gestalten die Zukunft der Branche in der Schweiz
Sie gehört noch immer zu den klassischen Männerdomänen in der Arbeitswelt: die Baubranche. Frauen sind am Bau nach wie vor unterrepräsentiert – das gilt für das eigentliche Handwerk auf den Baustellen wie auch für die verwandten akademischen Berufe – das Ingenieurwesen und die Architektur. Insgesamt zwar ist der Frauenanteil in den vergangenen 30 Jahren um 27 Prozent gestiegen – er beträgt, bezogen auf die gesamte Branche, dennoch nur rund 10 Prozent. Dabei sind Frauen im Baugewerbe eine grosse Chance, den Herausforderungen des Fachkräftemangels und des demografischen Wandels entgegenzuwirken. Zahlreiche Faktoren, wie etwa die geschlechterspezifische Erziehung und gesellschaftliche Normen, aber auch negative Aspekte wie Sexismus oder die Tatsache, dass es sich bei der Arbeit am Bau um harte körperliche Arbeit handelt, halten viele Frauen auch heute noch vielfach davon ab, sich für eine Ausbildung oder eine Karriere in diesem Bereich zu entscheiden. Dennoch gibt es erste Fortschritte: familienfreundliche Arbeitsmodelle und bessere Arbeitsbedingungen machen die Baubranche für Frauen zunehmend attraktiver. Warum ein steigender Frauenanteil gut für das Baugewerbe ist, und wie das gelingen kann, lesen Sie in diesem Blogartikel.
Blick in die Vergangenheit: Hemmnisse für Frauen am Bau
Frauen hatten und haben es auch in der Schweiz oft mit Vorurteilen und tief verwurzelten Stereotypen zu tun, die den Beruf als „männlich“ ansahen und Frauen auf Baustellen wenig Raum liessen. Fehlende Vorbilder und negative Annahmen, etwa dass Frauen körperlich weniger belastbar seien, erschwerten den Einstieg zusätzlich. Auch strukturelle Probleme wie starre Arbeitszeiten und die Gefahr sexueller Belästigung schreckten Frauen ab. Schliesslich bedeuteten diskriminierende Einstellungspraktiken und geringe Bewerbungsquoten, dass der Anteil weiblicher Bauarbeiterinnen und Ingenieurinnen für lange Zeit sehr niedrig blieb.
Frauen am Bau: aktuelle Situation und Notwendigkeit
Im Schweizer Bauhauptgewerbe sind aktuell (Statistik des schweizerischen Baumeisterverbands von 2022) mehr als 12.000 Frauen beschäftigt, was etwa 10,2 % der Branche ausmacht. 1992 waren es gerade einmal 6,3 Prozent. Die Tätigkeiten der Frauen sind vielfältig und reichen von handwerklichen Aufgaben bis zu administrativen und organisatorischen Rollen, die zunehmend gefragt sind. Die meisten Frauen arbeiten Vollzeit, jedoch ist der Anteil in 50-bis-89-Prozent-Teilzeitpensen besonders gestiegen. Teilzeitoptionen und neue Berufsfelder wie Personalwesen und Marketing eröffnen immer mehr Möglichkeiten und passen zur steigenden Nachfrage nach flexiblen Arbeitszeiten.
Frauen in der Baubranche bringen neue Perspektiven
Eine diverse Belegschaft bietet dem Bauwesen zahlreiche Vorteile: Unterschiedliche Perspektiven fördern kreative Lösungsansätze und Innovationskraft, was insbesondere bei komplexen Bauprojekten von Vorteil ist. Zudem hilft Vielfalt, verschiedene Zielgruppen besser zu verstehen und anzusprechen, sei es in der Planung, im Marketing oder im Kundendienst. Frauen bringen wertvolle soziale Kompetenzen und eine stärkere Teamorientierung ein, was die Zusammenarbeit und Produktivität stärkt. Nicht zuletzt trägt eine vielfältige Belegschaft zur Bekämpfung des Fachkräftemangels bei, indem sie den Talentpool erweitert und neue Arbeitskräfte anzieht.
Herausforderungen für Frauen in der Bauwirtschaft
Die Herausforderungen für Frauen in der Bauwirtschaft sind vielfältig und prägen das berufliche Umfeld in einem männerdominierten Umfeld. Die folgenden Aspekte verdeutlichen die komplexe Realität, in der Frauen in der Bauwirtschaft tätig sind, und erfordern dringend Massnahmen, um Gleichstellung und Chancengleichheit zu fördern:
- Stereotype und Vorurteile: Frauen in der Baubranche sehen sich oft mit tief verwurzelten Vorurteilen konfrontiert, die ihre Fähigkeiten und ihren Platz auf Baustellen infrage stellen.
- Mangel an Vorbildern: Die geringe Anzahl an Bauarbeiterinnen und erfolgreichen Frauen im Baugewerbe führt zu einem Mangel an Vorbildern, die neuen Generationen als Inspiration dienen könnten.
- Arbeitsbedingungen: Die körperlich anstrengenden Arbeitsbedingungen auf Baustellen sind oft nicht auf die Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten, was zu einer ungleichen Erfahrung im Beruf führt.
- Soziale Integration: Frauen in der Bauwirtschaft haben häufig Schwierigkeiten, sich sozial zu integrieren. Das beeinträchtigt die Zusammenarbeit und den Teamgeist auf Baustellen.
- Diskriminierung und Belästigung: Diskriminierung und sexuelle Belästigung sind ernsthafte Probleme, mit denen viele Frauen in der Bauindustrie konfrontiert sind, und sie schränken ihre Möglichkeiten erheblich ein.
Massnahmen zur Rekrutierung von Frauen am Bau
Um Frauen am Bau gezielt zu rekrutieren, ist eine umfassende Strategie erforderlich, die auf die männerdominierte Branche abgestimmt ist. Dazu gehört die Gleichstellung in Stellenausschreibungen, in denen Gehalt, Aufstiegsmöglichkeiten und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie transparent kommuniziert werden, um Vorurteile abzubauen. Zudem sollten Unternehmen verstärkt mit Bildungseinrichtungen zusammenarbeiten, um Schülerinnen Einblicke in die Baubranche zu ermöglichen und so frühzeitig Interesse zu wecken.
Diversere und gleichberechtigtere Arbeitsumgebung schaffen
Im Kontext des demografischen Wandels ist es wichtig, auch die körperlich anstrengenden Aspekte des Bauens positiv zu vermitteln, damit sich Frauen mehr für diese Berufe begeistern. Durch Massnahmen wie die oben genannten ist es möglich, eine diversere und gleichberechtigtere Arbeitsumgebung zu schaffen, die letztlich dem gesamten Sektor zugutekommt.
Frauen sind im Baugewerbe noch immer deutlich in der Unterzahl.
Förderung der beruflichen Entwicklung von Frauen am Bau
Die Förderung der beruflichen Entwicklung von Frauen am Bau ist ein entscheidender Schritt, um eine vielfältige, innovative und leistungsfähige Bauindustrie zu schaffen. Hier sind einige Aspekte, die in diesem Kontext berücksichtigt werden sollten:
Mentoren- und Unterstützungsprogramme:
- Mentoring: Etablierung von Mentoren für Frauen am Bau, die Einblicke in die Branche geben und Netzwerke fördern.
- Peer-Support: Bildung von Gruppen, um gegenseitige Unterstützung zu gewährleisten.
Fortbildungs- und Karrierechancen:
- Schulungen: Zugang zu speziellen Fortbildungsangeboten, z.B. in Technik und Projektmanagement.
- Karriereentwicklung: Entwicklung von klaren Karrierepfaden für Frauen, um sie in Führungspositionen zu bringen.
Führungskräftetrainings:
- Trainingsprogramme: Spezielle Trainings für Frauen, die Führungsqualitäten entwickeln und strategische Entscheidungen treffen möchten.
- Netzwerkbildung: Förderung von Netzwerken, um den Austausch unter Frauen in Führungsrollen zu stärken.
Demografischer Wandel:
- Angesichts des demografischen Wandels ist es wichtig, Frauen in Führungspositionen zu integrieren, um vielfältige Perspektiven und innovative Lösungen in der Bauindustrie zu fördern.
Gestaltung eines inklusiven Arbeitsumfelds im Baugewerbe
Auch im Bausektor erkennen Unternehmen zunehmend, dass Vielfalt einen positiven Einfluss auf das Betriebsklima hat und entscheidend zur Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit beiträgt. Eine integrative Kultur fördert die Zusammenarbeit und Wertschätzung aller Mitarbeitenden und schafft eine Grundlage für nachhaltigen Erfolg. Um diesen Anspruch zu erfüllen, sind verschiedene Massnahmen erforderlich, die darauf abzielen, Chancengleichheit und Teilhabe für alle zu gewährleisten:
1. Flexibles Arbeitszeitmodell
Ein flexibles Arbeitszeitmodell ermöglicht es Mitarbeitenden, ihre Arbeitszeiten an persönliche Bedürfnisse anzupassen, was insbesondere für Menschen mit unterschiedlichen Lebensrealitäten oder -verpflichtungen von Vorteil ist. Dies fördert nicht nur die Work-Life-Balance, sondern steigert auch die Zufriedenheit und Produktivität der Beschäftigten.
2. Anti-Diskriminierungsrichtlinien
Anti-Diskriminierungsrichtlinien legen klare Standards und Verfahren fest, um sicherzustellen, dass alle Mitarbeitenden unabhängig von Geschlecht, Ethnie, Behinderung oder anderen Merkmalen gleich behandelt werden. Solche Richtlinien sind entscheidend für die Schaffung eines respektvollen und fairen Arbeitsumfelds.
3. Arbeitsbedingungen anpassen
Die Anpassung der Arbeitsbedingungen umfasst Massnahmen zur Verbesserung der physischen und psychischen Arbeitsumgebung, um den Bedürfnissen aller Mitarbeitenden gerecht zu werden. Dazu gehören ergonomische Arbeitsplatzgestaltung, Barrierefreiheit und Unterstützung für Menschen mit besonderen Anforderungen.
4. Bewusstseinsbildung und Schulungen
Bewusstseinsbildung und Schulungen fördern das Verständnis und die Akzeptanz von Diversität und Inklusion im Unternehmen. Durch gezielte Bildungsmassnahmen werden Mitarbeitende sensibilisiert und befähigt, Vorurteile abzubauen und ein respektvolles Miteinander zu fördern.
Frauen am Bau: entscheidende Impulse für Weiterentwicklung
Der Zugang und die Förderung von Frauen bieten der Bauwirtschaft entscheidende Impulse für ihre Weiterentwicklung. Neben der Notwendigkeit, Vorurteile abzubauen, sind die richtigen Werkzeuge und unterstützenden Strukturen unerlässlich, um eine vielfältige und leistungsfähige Branche zu gestalten, in der sowohl Männer als auch Frauen erfolgreich zusammenarbeiten können. Zur Schaffung eines inklusiven Arbeitsumfelds braucht es neben der Vielfalt der Mitarbeitenden vor allem die richtigen Werkzeuge, um diese Vielfalt zu unterstützen.
Die Implementierung geeigneter Softwarelösungen wie der Bau-Gesamtlösung von SORBA erleichtern mit vielfältigen Funktionen wie der Leistungserfassung, dem Controlling und Ressourcen-Management den Arbeitsalltag für alle Beschäftigten erheblich, und das unabhängig vom Geschlecht. Der Einsatz solcher Tools fördert eine inklusive Unternehmenskultur, die die Effizienz steigert und den Arbeitsschutz auf der Baustelle unterstützt.
Welche Massnahmen sollten ergriffen werden, um mehr Frauen für das Baugewerbe zu begeistern?
Um mehr Frauen für das Baugewerbe zu gewinnen, sollten gezielte Massnahmen umgesetzt werden. So sollten die Arbeitsbedingungen familienfreundlich gestaltet und der Abbau geschlechtsspezifischer Vorurteile und Diskriminierungen am Arbeitsplatz umgesetzt werden. Zusätzlich könnten Informationskampagnen und Einblicke in akademische und praktische Ausbildungsmöglichkeiten, verbunden mit attraktiven Gehältern und beruflichen Perspektiven, helfen, das Interesse von Frauen an dieser männerdominierten Branche zu steigern.
Inwiefern kann Geschlechtervielfalt auf Baustellen das Betriebsklima verbessern?
Geschlechtervielfalt auf Baustellen kann das Betriebsklima verbessern, indem sie Vorurteile und Stereotype abbaut und die Zusammenarbeit sowie das Verständnis für unterschiedliche Perspektiven fördert. Frauen in der Baubranche, insbesondere in einem männerdominierten Umfeld, bringen oft neue Ideen und Fähigkeiten ein, was durch den demografischen Wandel und Fachkräftemangel zunehmend wertvoll für die Bauwirtschaft wird.
Welche Best Practices gibt es für die Integration von weiblichen Fachkräften in traditionelle Männerdomänen?
Best Practices für die Integration von Frauen in traditionell männerdominierte Bereiche wie das Baugewerbe umfassen gezielte Rekrutierung und Unterstützung durch Mentoring-Programme, die auch Massnahmen gegen sexuelle Belästigung beinhalten, um ein sicheres Arbeitsumfeld zu schaffen. Zudem sollten Unternehmen transparente Gehaltsstrukturen und flexible Arbeitsbedingungen anbieten, um Vorurteile abzubauen und mehr Bewerbungen von Frauen anzuziehen, insbesondere angesichts des demografischen Wandels und der zunehmenden Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften.
Gibt es Netzwerke oder Organisationen für Frauen in der Bauindustrie?
Das Netzwerk Baufrauen Schweiz fördert die berufliche Vernetzung und den Erfahrungsaustausch von Frauen in der Bauindustrie. Es organisiert regelmässige Veranstaltungen und Treffen, um Fachwissen zu teilen und den Zugang für Frauen in der männerdominierten Baubranche zu erleichtern. Ein besonderer Fokus liegt darauf, berufliche Entwicklung zu fördern und den Austausch über Herausforderungen und Erfolgsstrategien zu stärken. Ebenso bietet der Campus Sursee regelmässig „Wir bauen auf Frauen“-Veranstaltungen an.
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