SIA-Vertrag einfach meistern – digital, klar, rechtskonform

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Bauunternehmer

Wer in der Schweiz baut, plant oder vergibt, kommt am SIA-Vertrag kaum vorbei. Ein Beispiel: Ein mittelständisches Bauunternehmen beteiligt sich an einer öffentlichen Ausschreibung. Im Leistungsverzeichnis wird auf den SIA-Bauvertrag nach SIA 118 verwiesen. Dank dieser SIA- Vertragsvorlage weiß das Unternehmen genau, welche Pflichten es hinsichtlich Bauzeitplan, Mängelansprüche oder Nachträge hat. Es tritt als professioneller, verlässlicher Partner im Vergabeverfahren auf. Das Ergebnis: Das Unternehmen erhält den Zuschlag und minimiert das Risiko späterer Streitigkeiten. Viele Bauunternehmen kennen allerdings die Details der SIA-Vertragsarten nicht genau und riskieren Unsicherheiten bei Ausschreibungen, Bauzeitplänen oder Leistungsvereinbarungen. Dieser Blogartikel verschafft Ihnen einen Überblick, damit Sie künftig wissen, worauf Sie beim SIA-Vertrag achten müssen.

Grundlagen: Was ist ein SIA-Vertrag?

Der SIA-Vertrag ist ein zentrales Instrument im Schweizer Bauwesen, wenn es um die rechtliche und organisatorische Zusammenarbeit zwischen Vertragspartnern wie Bauherren, Architekten, Ingenieuren und Planern geht. Er regelt die Leistungsvereinbarung zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer auf transparente und faire Weise, abgestützt auf die Normen des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins (SIA).

Definition & Zweck: SIA-Vertrag in der Schweiz

Ein SIA-Vertrag ist ein standardisierter Planervertrag, der auf den Normen und Empfehlungen des SIA basiert, insbesondere der SIA-Norm 102 (Architektenleistungen) oder SIA-Norm 103/108 (Ingenieurleistungen). Der Zweck ist klar: Planungssicherheit, Risikominimierung und eine klare Rollenverteilung für alle Beteiligten. Die SIA-Vertragsbedingungen regeln unter anderem:

  • Leistungsumfang und Projektphasen
  • Honorar- und Vergütungsmodelle
  • Rechte und Pflichten der Vertragspartner
  • Projektorganisation und Mitwirkungspflichten
  • Haftung und Vertragsdauer

Die Rolle des SIA in der Schweiz

Der SIA (Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein) ist die massgebende Fachorganisation für qualifizierte Bau-, Planungs- und Umweltdienstleistungen in der Schweiz. Mit seinen SIA-Vertragsarten bietet er praxiserprobte Standards, die sich in der Schweizer Baukultur etabliert haben. Das Muster für den SIA-Vertrag (Vertragsvorlage) gelten als Orientierungshilfe für eine faire und professionelle Zusammenarbeit.

Abgrenzung zu anderen Bauverträgen

Im Unterschied zum klassischen Werkvertrag nach OR (Obligationenrecht), bei dem primär die Erstellung eines konkreten Werkes im Vordergrund steht, zielt der SIA-Bauvertrag auf die umfassende Planung, Beratung und Begleitung eines Bauprojekts. Während der Werkvertrag häufig in der Ausführung zum Tragen kommt, regelt der SIA-Vertrag vor allem die vorgelagerten Planungsleistungen.

Rechtliche Bedeutung: SIA-Bauvertrag im Bauwesen

Der SIA-Vertrag regelt Bauprojekte in der Schweiz. Er basiert auf dem Obligationenrecht (OR), insbesondere auf den Artikeln zum Werkvertrag (Art. 363 ff. OR), und wird durch verschiedene SIA-Normen konkretisiert. Zu den wichtigsten zählen:

  • SIA 118: Allgemeine Bedingungen für Bauarbeiten
  • SIA 102: Leistungen und Honorare der Architekt:innen
  • SIA 103: Leistungen der Bauingenieur:innen

Diese Normen schaffen klare Regeln zu Leistungen, Vergütung und Haftung, von der Planung bis zur Übergabe. Ob über eine SIA-Vertragsvorlage oder individuell erstellt: Ein SIA-Bauvertrag sorgt für Transparenz und Rechtssicherheit. Auch vor Gericht haben SIA-Normen Gewicht, wenn sie vertraglich vereinbart wurden. Sie gelten als anerkannter Standard und helfen, Streitfälle fair zu klären.

Die wichtigsten SIA-Vertragsmodelle

Welche SIA-Vertragsarten gibt es eigentlich in der Schweiz? Und für wen sind sie gedacht? Hier kommt die Übersicht der wichtigsten Modelle:

SIA 118 – Allgemeine Bedingungen für Bauarbeiten

Für wen? Auftraggeber und Bauunternehmen im klassischen Total-/Einzelunternehmer-Modell.

Was regelt sie? Zeitpläne, Abrechnung, Verantwortlichkeiten, Mängel, Vertragserfüllung: die Basis für alle Bauprojekte.

SIA 102 – Architektenleistungen

Für wen? Bauherrschaft in Zusammenarbeit mit Architekt/Planer.

Was regelt sie? Von Vorprojekt, Kostenberechnung, Ausführungsplanung bis Bauadministration. Enthält klare Leistungsphasen, Honorierung und Dauer SIA-Vertrag (Planungs- bis Bauzeit plus Nachbetreuung).

SIA 103 – Leistungen der Bauingenieure

Für wen? Ingenieurbüros und Bauherrn bei statischen, konstruktiven oder technischen Planungsaufgaben.

Was regelt sie? Statische Berechnungen, Tragwerke, Bauphysik, Risikohaushalt, Zusammenarbeit mit Architekten und weiteren Fachplanern.

SIA 108 – Bauleitung

Für wen? Bauherren, die eine dritte Partei (Bauleitung) zur Überwachung und Koordination des Bauprozesses engagieren.

Was regelt sie? Qualitätssicherung, Terminüberwachung, Koordination verschiedener Gewerke, inklusive Dokumentation und Mängelverfolgung.

Aufbau & Inhalte eines typischen SIA-Vertrags

Ein SIA-Vertrag ist das Herzstück jedes Bauprojekts in der Schweiz. Aber warum ist er so wichtig? Mit festen Bausteinen sorgt der SIA-Vertrag für klare Verhältnisse und für einen reibungslosen Ablauf Ihres Bauprojekts. Hier ein Überblick über die zentralen Bausteine eines typischen SIA-Vertrags:

  1. Vertragsparteien
    Im SIA-Vertrag stehen die beteiligten Parteien klar definiert: Bauherr, Architekt, Unternehmer oder Ingenieur. Die genaue Benennung schafft Transparenz und stellt sicher, wer welche Verantwortung übernimmt.
  2. Leistungsumfang
    Der Vertrag beschreibt detailliert, welche Leistungen erbracht werden. So wissen alle Beteiligten genau, was erwartet wird und was nicht.
  3. Vergütung & Abrechnung
    Wie wird bezahlt? Ob Pauschalpreis, Einheitspreis oder Stundenlohn: der SIA-Vertrag regelt die Vergütung und den Abrechnungsmodus verbindlich, um spätere Streitigkeiten zu vermeiden.
  4. Termine & Fristen
    Zeit ist Geld, besonders auf der Baustelle. Der SIA-Vertrag legt verbindliche Termine und Fristen fest, damit das Projekt im vorgesehenen Zeitrahmen realisiert werden kann.
  5. Haftung & Mängelrüge
    Wer haftet bei Fehlern oder Baumängeln? Der Vertrag definiert klare Regeln zur Haftung und zum Vorgehen bei Mängelrügen, für maximale Rechtssicherheit.
  6. Kündigung & Streitlösung
    Falls es doch einmal knirscht, regelt der SIA-Vertrag die Möglichkeiten zur Kündigung und die Methoden zur Streitbeilegung, von Mediation bis Schlichtung.

SIA-Vertrag: Vorteile für Bauunternehmen

Für Bauunternehmen ist der SIA-Vertrag kein Standarddokument, sondern vielmehr ein unschätzbares Tool, das den Baualltag erleichtert. Mit klaren Regeln sorgt er für Rechtssicherheit und Transparenz und schafft damit die beste Basis für ein erfolgreiches Bauprojekt. Jeder Beteiligte kennt seine Aufgaben und Verantwortlichkeiten, was durch die klare Rollenverteilung Missverständnisse von Anfang an minimiert.

Standardisierung durch SIA-Vertrags spart viel Zeit

Ein weiterer Pluspunkt ist die Standardisierung, die dank des SIA-Vertrags viel Zeit spart. Vorgefertigte Vertragsmuster erleichtern die Projektvorbereitung und beschleunigen den Ablauf, sodass sich Bauunternehmen voll auf die Umsetzung konzentrieren können. Gleichzeitig sorgt der SIA-Vertrag für ein geringeres Konfliktpotenzial, weil Unklarheiten und Streitigkeiten schon im Vorfeld verhindert werden. So werden Zeit und Geld gespart, ein echter Vorteil im hart umkämpften Baugeschäft.


 

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Risiken & typische Fehlerquellen

Der SIA-Vertrag ist der Schweizer Goldstandard für Bau- und Planungsprojekte. Genau darin liegt auch die Herausforderung. Denn gerade bei komplexen Bauvorhaben lauern zahlreiche Fallstricke, die den Erfolg gefährden können. Wer diese Risiken kennt und aktiv adressiert, sichert sein Bauvorhaben optimal ab. Wer sie übersieht, setzt sich vermeidbaren Problemen aus. Hier setzt professionelle Beratung an, und das macht den Unterschied:

  • Unklare Leistungsbeschreibungen: Wenn im Vertrag nicht klar steht, was genau geliefert werden muss, sind Missverständnisse vorprogrammiert. Das führt zu Streitigkeiten, Verzögerungen und oft auch zu zusätzlichen Kosten.
  • Falsche Anwendung der SIA-Normen: Die Normen sind umfassend, komplex und manchmal interpretierbar. Wer hier falsch ansetzt oder einzelne Normen unvollständig anwendet, riskiert, dass wichtige Vertragsbestandteile fehlen oder falsch umgesetzt werden.
  • Fehlende Anpassung an Projektbesonderheiten: Kein Bauprojekt gleicht dem anderen. Werden spezifische Anforderungen, örtliche Gegebenheiten oder individuelle Risiken nicht im Vertrag berücksichtigt, bleiben Haftungs- und Leistungsrisiken oft unentdeckt – bis es zu spät ist.

SIA-Vertrag: Praxistipps für Bauunternehmen

Ob Neubau, Umbau oder Sanierung: Der SIA-Vertrag schafft die Grundlage für eine professionelle Zusammenarbeit zwischen Bauunternehmen, Architekten und Planern. Doch wann lohnt sich der Abschluss wirklich? Und worauf sollte man achten, damit der Vertrag nicht zur Stolperfalle wird? Hier kommen unsere Praxistipps für Bauunternehmen:

Wann macht ein SIA-Vertrag Sinn?

Besonders bei komplexeren Bauvorhaben bringt der SIA-Vertrag Sicherheit, sowohl rechtlich als auch organisatorisch. Er regelt Leistungen, Pflichten und Verantwortlichkeiten transparent und nachvollziehbar.

Worauf beim Abschluss achten?

Ein häufiger Fehler: Man verlässt sich auf Standardvorlagen, ohne sie auf das konkrete Projekt anzupassen. Achten Sie auf klare Leistungsbeschriebe, verbindliche Termine und eine realistische Honorarvereinbarung.

Zusammenarbeit mit Architekten & Planern

Der SIA-Vertrag fördert eine strukturierte Kommunikation, wenn alle Parteien ihre Rollen kennen. Offene Abstimmung und regelmässige Updates im Projektverlauf sind dabei genauso wichtig wie ein professioneller Umgang mit Änderungen.

Vertragsprüfung durch Experten

Rechtsfragen, Honorarregelungen, Haftung: Lassen Sie den Vertrag vor Unterzeichnung von einer juristischen Fachperson oder einer Bauvertragsberatung prüfen. Eine einmalige Investition, die später viel Ärger spart.

„Im Grundsatz ist die Vereinbarung der Norm SIA 118 dem Bauunternehmer zu empfehlen. Sie ergänzt das Obligationenrecht um praxisnahe, bauspezifische Regelungen und schafft damit mehr Klarheit und Rechtssicherheit für alle Parteien.“
Dr. David Brunner, Advokaturbureau Brunner & Dudli


Wie SORBA beim Thema SIA-Vertrag unterstützt

Die Anforderungen eines SIA-Vertrags sind komplex, von der strukturierten Offerten Erstellung über die präzise Leistungsverrechnung bis zur lückenlosen Dokumentation. Genau hier spielt SORBA seine Stärken als Bau-Gesamtlösung voll aus.

Mit der Offerte/Abrechnung-Lösung arbeiten Sie direkt nach NPK-Struktur, inklusive automatisierter Positionsübernahme, Mengenermittlung und Leistungsbeschreibung, ganz gemäss den Vorgaben des SIA. Das sorgt nicht nur für maximale Effizienz, sondern auch für rechtssichere und nachvollziehbare Verträge.

Dank nahtloser Integration der NPK-Datenbank vermeiden Sie Medienbrüche und reduzieren Fehlerquellen. Ob Sie eine Offerte erstellen, einen Regiebericht auswerten oder einen Nachtrag abrechnen: Mit SORBA erledigen Sie das alles zentral und transparent, exakt so, wie es der SIA-Vertrag verlangt. SORBA digitalisiert Ihre Abläufe, damit Sie sich auf erfolgreiche Bauprojekte konzentrieren können.

Was ist ein SIA-Vertrag?

Ein SIA-Vertrag ist ein standardisierter Bauvertrag in der Schweiz, der auf den SIA Normen, insbesondere der SIA Norm 118, basiert. Er regelt klar die Rechte, Pflichten und den Leistungsumfang zwischen Auftraggeber und Architekt oder Planer. Zudem dient der SIA-Vertrag als rechtliche Grundlage für die Projektierung, Bauplanung, Abrechnung und Honorarvereinbarung und sorgt für Transparenz in Bezug auf Baukosten, Terminplan, Vertragsbedingungen und Leistungsphasen.

Was sind die SIA-Normen?

Die SIA-Normen, insbesondere die SIA Norm 118, regeln in der Schweiz die Vertragsgrundlagen für Bauprojekte und definieren Rechte und Pflichten von Vertragspartnern wie Bauherrschaft und Auftragnehmer in Planungs- und Ausführungsphasen. Sie dienen als Basis für den SIA-Vertrag, eine standardisierte Vertragsvorlage, die wichtige Aspekte wie Honorar, Teilleistungen, Pflichtenheft, Nachträge und Bauabrechnung klar strukturiert.

Was ist der Zweck von SIA?

Der Zweck des SIA-Vertrags in der Schweiz besteht darin, die Zusammenarbeit zwischen Vertragspartnern wie Planern und Bauherren im Bauprojekt klar zu regeln, von der Offerte über die Planungs- und Ausführungsphase bis hin zum Baukostenmanagement. Mithilfe standardisierter SIA-Dokumente, Vertragsvorlagen und Vertragsbedingungen schafft er Transparenz, Rechtssicherheit und eine strukturierte Projektabwicklung gemäss Schweizer Bauvertragsrecht.

Sind SIA-Normen verbindlich?

SIA-Normen sind in der Schweiz nicht automatisch verbindlich, sondern werden erst durch die vertragliche Vereinbarung zwischen den Vertragspartnern, etwa im SIA-Vertrag oder einem Architektenvertrag, rechtswirksam. Kommen SIA-Vertragsvorlagen oder ein SIA-Vertrag Muster zur Anwendung, definieren sie klare Vertragsbedingungen, das Leistungsbild sowie die Projektstruktur in der Planungsphase und während des Vergabeverfahrens.

 

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